Sanierung des Bürgerspital und der Spitalkirche 2023
Im vergangenen Jahr wurde bereits mehrfach über die Sanierung des Bürgerspital und der angrenzenden Spitalkirche von der örtlichen Presse berichtet.
Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Unternehmens haben wir an einem Wettbewerb teilgenommen.
Wir fanden, dass die Spitalkirche eines der herausragenden Baudenkmäler in Hersbruck ist und damit durchaus geeignet an einem Award teilzunehmen. Durch unsere Arbeit, resp., Sanierung des Bürgerspital und der Spitalkirche möchten wir nicht nur unser Können unter Beweis stellen, sondern auch zur Verschönerung des Stadtbilds beitragen.
Maler des Jahres 2024
Die Verleihung des Awards – dieser besonderen Auszeichnung des Malerhandwerks – findet alljährlich im Rahmen einer Gala im November in Berlin statt.
Die Verleihung des Awards wurde coronabedingt 2 Jahre als Onlineveranstaltung präsentiert.
Leider konnten wir nicht persönlich an der Gala bzw. Preisverleihung teilnehmen.
Zur Geschichte
Das ehemalige Bürgerspital und die angeschlossene Spitalkirche gehen auf eine
Stiftung des Ehepaars Johann und Anna Polster Anfang des 14ten Jahrhunderts zurück.
Ursprünglich wurden im Bürgerspital heimatlose und kranke Menschen versorgt.
Das Bürgerspital ist lt. Stadtarchiv der ältere Gebäudeteil und stammt aus den Jahren 1406 bis 1407. Um dem aufgenommenen Personenkreis die Möglichkeit zu geben für das Seelenheil der Stifter zu beten, war es zu dieser Zeit üblich eine Kapelle oder Kirche anzubauen. Dies wurde in den Jahren 1423 bis 24 ausgeführt. Ebenfalls üblich war es Kranke und Sieche über speziell eingebaute Fenster zwischen Bürgerspital und
Spitalkirche an den Messen, streng getrennt von den Gesunden, teilnehmen zu lassen.
In der darauffolgenden über 600-jährigen Geschichte wurde das gesamte Ensemble
kontinuierlich erweitert und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. Allerdings, sei hier noch erwähnt, dass ab dem 19ten Jahrhundert die Bedeutung des Bürgerspitals und der
Spitalkirche langsam abnahm und zum Teil Räumlichkeiten sogar veräußert wurden. Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz, unterliegt somit auch bei allen Tätigkeiten an oder in den Gebäuden besonderen Auflagen.
Der Umfang der Baumaßnahme und damit die Gesamtsanierung wurde im Wesentlichen
in zwei Bauabschnitte unterteilt.
Der erste Bauabschnitt
beinhaltet die Konsolidierung des aufgehenden Mauerwerks und der Gewölbe, Restaurierung der Dachkonstruktion mit Erneuerung der Dacheindeckung und
Entwässerung. In diesem Abschnitt ist die Restaurierung der Fassaden enthalten.
Da das Gebäude in der bayerischen Denkmalliste eingetragen ist, wurden alle
Arbeiten mit besonderer Sorgfalt ausgeführt.
Die ausgeschriebenen Leistungen unterlagen der Kontrolle des bayerischen Landesamtes
für Denkmalpflege und der unteren Denkmalschutzbehörde.
Dies hieß vor allem vorhandene historische Putze und Farbfassungen und die historischen Bodenbeläge sowie Ausstattungen besonders zu schützen.
Alle historischen
bedeutenden Bauteile durften nicht ohne Weisung bearbeitet werden.
Hierunter fielen insbesondere: Wände, Putze, Stuckprofilierungen und Naturwerksteinbauteile wie Gewände, Konsolen etc.
Erschwerend kam hinzu, dass das Gebäude mehrere Putzlagen unterschiedlicher Bauzeiten auf aufweist.
Die jüngste Putzlage besteht aus einem Kalk-Zement-Gemisch, der in weiten Teilen dünnschichtig (1-3 mm) aufgetragen wurde. Diese Überputzung wird beibehalten und
wo erforderlich ergänzt bzw. erneuert (partielle Putzhohllagen, Fehlstellen im
Bereich der Rissverpressungen etc.).
Als Erstfassung
des Gebäudes nach dem letzten großen Umbau um 1560 wurde eine Quadermalerei (hellrote Fläche mit weißer Linierung) befundet. Die Neugestaltung der Fassaden orientierte sich an diesem Befund.
Die Flächen wurden sorgfältig und vorsichtig gereinigt. Lose, nicht mehr haltbare Altputze
entfernt bzw. gesichert und hinterspritzt. Die im Putz fehlenden Stellen niveaugleich mit dem Oberputz ergänzt. Für diese Arbeiten wurde Kalkmörtel in mehreren Lagen aus eigener Produktion mit unterschiedlichen Sieblinien verwendet. Für die nachfolgenden Arbeitsschritte wurden Materialien der Firma Keim eingesetzt.
Für mehr Stabilität
im Aufbau wurde ein feines Gewebe über die komplett vorbereiteten Altputzflächen in einen Kalkfeinputz eingebettet.
Nach ausreichender Trocknung mit dem gleichen Material überzogen, anschließend
fein abgefilzt und geglättet. Nach vorgegebener Standzeit wurde mit Soldalit Fixativ grundiert. Anschließend ein Zwischenanstrich mit Soldalit grob und ein Schlußanstrich mit Soldalit im befundeten Altrosa ausgeführt.
Abschließend wurde die Quadermalerei auf die Wandflächen skizziert und mit dem Malerlineal und Strichzieher aufgemalt.
Die getroffene Entscheidung
die komplette Fassade mit einer Gewebespachtelung zu überarbeiten begründet sich in den befundeten, neuen, harten Zementputzen die an der Oberfläche liegen.
Das Entfernen dieser hätte bedeutet, alle alten Befunde zu zerstören. Somit wurde ein Überarbeiten bevorzugt. Hierzu war eine Musterfläche vor Ort angelegt und mit den Fachbehörden abgestimmt.
Die Anstriche an den Hölzern im Dachbereich, Gauben etc. sind ebenfalls farbig ausgeführt worden. Zur Anwendung kam ein dreifacher, roter und deckender langöliger Ölfarbenanstrich.
Der zweite Bauabschnitt
beinhaltet die Sanierung des Kircheninnenraums.
Dieser umfasst die Anstricharbeiten mit allen Vor- und Nacharbeiten an folgenden Bauteilen im Langhaus der Spitalkirche.
Nachträglicher Einbau
der Wohnung im Langhaus, ehemals Pfründnerwohnung:
- Eichensäulen mit Sattelhölzern und Unterzügen
- Balken-Bohlen-Decke
- Bretterdecke
- Schiebegitter der Fenster
- Brüstungsbereich unter den Fenstern
Emporen:
- Stützen
- Deckenbalken und -untersicht
- Emporenbrüstung
(Balustrade mit Handlauf, Fußlauf, Säulen und Baluster) - Emporentreppe und Treppengeländer
- Sakristei
- Anstrich der Wandflächen
Die heute
holzsichtigen Bauteile wurden in den 1960er Jahren durch Abschleifen und abstrahlen freigelegt. Es ließen sich mehrere farbliche Fassungen nachweisen. Die letzte, durch Fotografien belegte Fassung, erfolgte in zwei verschiedenen Grautönen. Diese Fassung ist rekonstruiert worden.
Die Anstricharbeiten an den freigelegten Holzbauteilen wurden mit Keim Lignosil ausgeführt. Die Brüstungen der Pfründnerwohnung wurden neu gefasst und die Linierungen neu aufgebracht.